Reiseblog

16. August 2013 – Wohnung suchen, Auto kaufen, Jobs besorgen!

Ja – ihr habt ganz richtig gelesen, wir sind wieder daheim in Kiel. Früher als geplant, nach rund einem Jahr ging es durch einige widrige Umstände vom schönen Thailand aus direkt nach Deutschland und nicht, wie geplant, zurück nach Kanada.

Und doch, wirkliche Traurigkeit ist dadurch bei uns nicht aufgekommen. Ein ganzes Stück Wehmut ob der schnell vergangenen Zeit und der vielen Dinge, die es noch zu erleben und zu entdecken gäbe, sicher. Doch auch zu Hause haben wir tolle Pläne für die nächste Zeit und die Zukunft.

Nun stellt sich heraus, dass es durchaus von Vorteil ist, die Zelte vor einem solchen Unternehmen in Deutschland ganz und gar abzubrechen. Denn so geht das Abenteuer weiter und wir sind in gewisser Hinsicht immer noch frei zu tun und zu lassen was wir wollen. Neue Jobs, eine neue Wohnung und, bedingt durch den fehlenden Einfluss von störendem Alltag im letzten Jahr: Sehr klare und strukturierte Zukunftspläne. Nur heißt es aufpassen, dass die Pläne durch den Alltag nicht allzu schnell wieder verwässern.

Neben mir, auf der Fensterbank in dem Zimmer, das wir bei Freunden bewohnen, flackert mir ein alter, geliehener digitaler Bilderrahmen entgegen. Rund 8000 Fotos laufen dort ab – in zufälliger Reihenfolge. Erinnerungen unserer Reise. Es war eine der ersten Vorhaben, die wir hier in die Tat umsetzten. In dem einen Jahr haben wir so viel erlebt, dass ein schnelles Vergessen von kleinen Erlebnissen droht und das wollen wir auf jeden Fall verhindern. Alle Fotos, nicht nur die ausgesuchten, werden dort und bald in einem größeren Rahmen in unserer neuen Wohnung gezeigt. Nur für einen flüchtigen Blick beim vorbeilaufen, der uns immer mal wieder kleine Teile unserer Erlebnisse in Erinnerung ruft.

Anstrengend ist es, gefragt zu werden, wie es war. Wie ist schon ein ganzes Jahr? Eine solche Frage überfordert und zwingt fast zu einer ebenso kurzen, wenn auch nicht ganz höflichen Antwort: „Schön“. Was einem denn die Reise persönlich gebracht hätte? Das ist schon interessanter. Ein ganzes Stück Gelassenheit. Die Einsicht, dass es immer irgendwie weitergeht und meistens sogar positiv. Das sich große Projekte realisieren und große Träume erfüllen lassen. Ein klarer Blick auf die eigenen Pläne und die Zukunft. Eine gescheiterte oder eine gefestigte Beziehung – bei uns ist zum Glück letzteres der Fall. Das Wissen darum, wie gut die Menschen hier leben und mit welch lächerlichen Problemen sie sich zum Teil auseinander setzten.

Und dann natürlich die vielen Erlebnisse und Erfahrungen in den unterschiedlichen Ländern. Viele neue Freunde und Bekanntschaften. Und 1000 Geschichten. Zu erzählen immer mal wieder, wenn das Thema passt – ganz so wie die Bilder in unserem Rahmen.

Wir bedanken uns bei allen, die diesen Block verfolgt haben und uns so auf unserer Reise durch Amerika begleiteten. Wir würden es immer wieder machen und freuen uns schon jetzt auf eine Neuauflage irgendwo, irgendwann. Und wer immer vielleicht auch gerade über ein solches Vorhaben nachdenkt, dem sagen wir: Es gibt nichts zu verlieren, nur zu gewinnen!


P.S.:
Zum Thema Thailand. Dort war es schön. Drei Wochen machten wir eine Rundreise durch das Land mit dem Rucksack in Zügen, Bussen und auf Schiffen. Kurz nach der Ankunft dort stand für uns fest, dass wir es nicht wieder zurück nach Kanada schaffen würden. Ab da an fühlte sich der Aufenthalt in Thailand nicht mehr an wie ein Teil unserer Reise, sondern vielmehr wie ein schöner Urlaub. Daher gibt es für Thailand keinen Blogeintrag.

 

12. Juli 2013 - Alaska!

Willkommen zu unserem Alaska-Blog. Ein Vorhaben der Reise haben wir damit erreicht: Von Feuerland nach Alaska! Gut, auch wenn nicht alles mit dem Schrank bewältigt wurde – aber Alles wie geplant abzuarbeiten wäre ja auch langweilig.

Hier oben angekommen fragten wir uns, was tun. Weiter nördlich geht es kaum. Dennoch wollen wir Anfang September in Kanada sein - wir freuen uns auf Besuch aus Deutschland. Britta und Björn kommen nach Toronto um mit uns drei Wochen den Osten Kanadas und die Westküste der USA zu bereisen. Bis dahin ist es noch ein bisschen hin, ein kleines Ausweichprogramm musste her. Kanada zur Überbrückung? Eher ungeeignet – zu teuer und nicht wirklich passend für Backpacker, die wir ja nun sind.

Nach einigen Überlegungen ergab schließlich eine Rechnung, dass uns vier Wochen Kanada mit entsprechend höheren Lebenshaltungskosten, ähnlich viel kostet, als wenn wir die Strecke von Vancouver bis Toronto mit einem winzigen Abstecher nach Südostasien zurücklegen. Und so freuen wir uns riesig auf einen Monat Thailand. Ein Beispiel der Kostenrechnung: Für die ersten drei Nächte in Bangkok steigen wir in einem Hotel ab, welches ein „Hervorragend“ in den Bewertungen trägt, einen Pool und sämtliche Annehmlichkeiten bietet und dabei weit, weit weniger kostet als ein schäbiges Highway-Motel im Norden Amerikas mit nem stinkigen Teppich und ohne HBO :o).

In Alaska war es schön. Sogar sehr! Und heiß. Tatsächlich werden wir ein wenig unserer Illusionen beraubt, hatten wir uns Alaska doch meisten kalt und vielleicht kurze Zeit etwas Sommerlich vorgestellt. Doch der Staat, übrigens rund siebenmal so groß wie Deutschland, erwartete uns mit über 30 Grad. Es herrscht ein historisch heißer Sommer, wird uns gesagt – Klimawandel lässt grüßen?

In den ersten Tagen in Alaska kommen wir uns vor wie in einem überdimensionierten Nationalpark. Der riesige Staat hat kaum Straßen – unter anderem dadurch erhält man das Gefühl, durch einen solchen Park zu fahren. Ein Campground reiht sich an den Nächsten unterbrochen von Aussichtspunkten überall an der Straße. Und natürlich gibt es auch viele wirkliche National- und Stateparks in Alaska. Aber eigentlich sind Aussichten und Natur überall überwältigend. Sattes Grün und dichte Wälder, riesige, breite Flüsse und Schneebedeckte Gipfel auf großen Bergen, überzogen mit Gletschern. Und das Ganze kann man sich 24 Stunden bei Tageslicht anschauen, denn im Sommer wird es niemals dunkel. Ein intensiver Duft hängt über allem, der an „Lenor Frühlingsfrische“ erinnert – nur ist dieser Duft natürlichen Ursprungs. Vielleicht lässt sich die Landschaft ein bisschen mit Norwegen vergleichen – nur viel größer.

Wir entscheiden uns für eine Rundfahrt über die als eine Art Dreieck angelegten Hauptstraßen in Alaska. Auf dem Alaska- und den Richardson-Highway erreichen wir die Grenze und fahren dann über Tok und Glennallen in das kleine Örtchen Valdez. Das Städtchen ist bekannt durch seine jährlichen Angel-Wettkämpfe. Wir verbringen einige Tage auf einem schönen Campground, direkt am Prinz-William-Sund. Wir buchen keinen Kutter, sondern eine Fahrt mit dem Schiff zum Columbia-Gletscher. Vorbei an Seelöwen, Robben und Seeottern geht es durch den Sund raus aufs Meer wo uns sogar zwei Buckelwale, eine Mutter mit ihrem Kind, einen Besuch abstatten. Nach rund zwei Stunden sehen wir schließlich den Columbia-Gletscher und fahren, langsam, durch ein immer dichter werdendes Feld aus Eis. Schnell wird es immer kälter. Trotz Sommerwärme an Land sind Pullis und Jacken im Gepäck, doch bald bläst uns über den Gletscher ein solch eisiger Wind entgegen, dass wir immer mal wieder nach drinnen müssen um beim Fotografieren nicht zu sehr zu schlottern. Wir haben richtig Glück mit den Gegebenheiten, denn bedingt durch Eisberge und Schollen kommen Schiffe nicht immer dicht an den Gletscher heran. So nah jedoch, wie bei dieser Fahrt, waren sie noch nie in dieser Saison, meldet die Kapitänin. Schön.

Weiter geht es nach Anchorage, der größten Stadt Alaskas, wo wir uns allerdings nicht die Stadt, sondern einen tollen Park anschauen. Viele Elche erwarten uns dort. Zwei stehen mitten auf dem Weg. Wir verpassten nachgelesen, ob und wie man an einem Elch eigentlich vorbei kommt? Wir versuchen unser Glück und sind schon sehr dicht an dem respekteinflößenden Tier, als sich der Elch genötigt sieht, sein Mahl zu unterbrechen. Gemächlich schaut er hoch und beginnt ruhig, ein, zwei Schritte auf uns zuzugehen. Uns rutscht das Herz in die Hose. Ich presse heraus: „Nicht rennen“, eine Vorsichtsmaßnahme, die wohl eher bei Bären hilft. Auch wildes läuten der Bärenglocken bringt nicht den gewünschten Erfolg. Wir beschließen einen anderen Weg einzuschlagen. Der war auch viel schöner!

Auch sonst haben sich uns die Tiere Alaskas oft und nah gezeigt. Wir sehen Bären und Elche, oft in Begleitung von Nachwuchses. Im Denali-Nationalpark trottet uns sogar gemütlich ein Luchs über den Weg. Auch Stachelschweine, Eichhörnchen und viele andere Tiere zeigen sich uns öfter mal.

In diesem Park verweilen wir einige Zeit und machen Ausflüge. Wir finden sogar den Stampede-Trail und den „Magic Bus“ von Christopher McCandless, alias „Alexander Supertramp“ aus dem Film „Into the Wild“

An einigen schönen Orten auf unserer Rundreise schlagen wir noch unser Zelt auf um schließlich in „Svens Basecamp“ zu landen. Ein Hostel in Fairbanks mit angeschlossenem Campground, in dem wir eine tolle Woche verbringen. Sven ist Schweizer und hat sich in die Staaten eingeheiratet. In die Schweiz würde er niemals zurückkehren wollen, sagt er – höchstens als Gast. Wir kennen die Schweiz kaum, können ihn aber dennoch ein bisschen verstehen. Das Hostel ist eine tolle Anlage mit einer sehr familiären Atmosphäre. Geöffnet hat es nur einige Monate im Sommer. Die restliche Zeit lebt Sven weiter im Norden, wo er unter anderem Schlittenhunderennen anbietet. Er hat sich wahrlich seinen Lebenstraum erfüllt.
Auch kulinarisch bietet das Hostel für uns einmaliges. Svens Schwester ist zu Besuch. Am ersten Wochenende fahren die beiden fischen – auf eine besondere Art die nur den Einheimischen erlaubt ist. Es geht an einen reißenden Fluss, trotz Allradbetriebenen Fahrzeugen schwer zu erreichen. Dort wird gefangen. Angeln kann man es nicht nennen, denn der Fluss brodelt vor Lachsen und sie fangen mit einem riesigen Kescher. 75 Lachse bringen die beiden mit und am Abend gibt es für alle Lachs vom Grill – was will man mehr!

Vor einer Woche verabschieden wir uns von Sven und Nadja, unsere Zeit in den USA läuft aus. Zurück geht es noch einmal die rund 3500 Kilometer nach Vancouver. Das Leihauto ist zurück gegeben und heute Morgen stiegen wir in unseren Flieger nach Bangkok. Einige Dinge die wir in Alaska verpassten, wollen wir in Thailand nachholen. Da ist zum Beispiel die mehrtägige Raftingtour. In Alaska unbezahlbar wird sie uns in Thailand einen Bruchteil kosten. Auch das Angeln in Alaska, auf das ich mich so freute, fiel aus finanziellen Gründen aus. Das liebe Finanzielle war dann auch der Wehrmutstropfen im schönen Alaska. Das es etwas teuer, weil abgeschieden, ist – das hatten wir uns schon gedacht. Doch oft waren die Preise nicht hoch, sondern schlicht unverschämt. Nach kurzer Zeit entwickelten wir eine Trotzreaktion nach dem Motto, lieber jeden Dollar in Thailand dreifach besser zu nutzen. Dennoch war die Zeit in Alaska unvergesslich – so viel großartige Natur werden wir so schnell nicht wieder sehen. Damit verabschieden wir uns fürs erste – uns erwarten nun 19 Stunden Wartezeit im Transferbereich des Airport Shanghai. Da freut man sich doppelt aufs Ankommen. Bis bald!

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17. Juni 2013 – Der Abschied vom Luxus – mach es gut, geliebter Schrank.

Unglaublich. Wie schnell die Zeit vergeht, bemerken wir oft erst, wenn der nächste Blogeintrag geschrieben wird. Fast ein Monat ist es schon wieder her, dass wir uns aus Monterey meldeten – mit dem festen Gedanken, San Francisco einen Besuch abzustatten. Doch alles kam etwas anders.
Von dem schönen Städtchen in Kalifornien machten wir uns auf den Weg in den Yosemite-Nationalpark um dort eine Erfahrung zu machen, die uns die nächste Zeit ziemlich beschäftigen sollte.

Schön ist es im Park – wie nicht anders zu erwarten, doch wir werden ihm nicht ganz gerecht. Einige schöne Wanderungen unternehmen wir, doch einen großen Trail, wie geplant, laufen wir nicht. Grund ist die Unterhaltung mit zwei Rangern, die unseren Schrank auf einem Parkplatz entdecken, während wir gerade eine kurze Wanderung zu einem Wasserfall unternehmen. Die beiden kommen uns entgegen, sie hatten uns extra gesucht und fragen ob der LT uns gehöre. Ein wenig erschrocken bejahen wir, fest der Meinung, es sei etwas geschehen. Doch weit gefehlt, die Ranger wollen sich unser Gefährt nur gerne einmal anschauen. Und als wir ihnen das Schränkchen so zeigen erzählen wir ihnen von einem Plan, den wir eigentlich nicht mehr verfolgen wollten. Zu schwierig ist es, ein deutsches Auto in den USA zu verkaufen. Verkaufen? Den Schrank? Ja – ganz richtig gelesen. Das ist das große Geheimnis, welches wir im Stillen schon seit längerer Zeit im Kopf bewegten. Allerdings dachten wir inzwischen an einen Verkauf in Kanada zum Ende der Reise. Doch die Ranger machen uns Mut und so beschließen wir, es doch noch in Kalifornien zu versuchen. Die Chancen scheinen uns bestens – Kalifornien hat eine große Liebhabergemeinde von VW-Bussen, ist das Reiseland schlechthin und Geld ist auch vorhanden.
So geht es raus aus dem Nationalpark hinein in einen National Forest, wo wir den Schrank von innen zwei Tage lang wienern und fotografieren.

Nächstes Ziel: Boodie – die Geisterstadt, die wir, trotz der Verkaufsaktion, nicht auslassen wollen. Und es hat sich auch wirklich gelohnt, noch einmal dorthin zu fahren. Die Stadt wuchs ab 1859 mitten in der Einöde an der Grenze zu Nevada. Zu Zeiten des Goldrausches hatte sie bis zu 10.000 Einwohner, in den 1930ger Jahren wurde die Stadt schließlich aufgegeben und verwaiste.

Anschließend geht es nach Modesto, ebenfalls in Kalifornien gelegen und Heimatstadt von einem Pärchen, welches wir im Grand Canyon kennen lernten und denen wir einen Besuch abstatten. Dort kümmern wir uns auch um den Verkauf – doch um es kurz zu machen: hier klappte es nicht und wir hatten viel Zeit vertan. Frustriert beschließen wir aufzubrechen Richtung Alaska – ohne San Francisco zu besuchen. Alles haben wir in dieser Zeit im Kopf gehabt, nur nicht unsere Reise und die wollten wir zurück.

Noch ein Stück auf dem Highway Number One fahrend, geht es in den Nationalpark Olympic – gelegen im wunderschönen Staat Washington. Riesige Wälder, sattes Grün und große Distanzen ohne Siedlungen kündigen den nahenden hohen Norden an. Einige Tage verbringen wir dort und erholen uns vom organisatorischen Stress und den Verkaufsversuchen der letzten, man muss es schon fast sagen, Wochen.

Dann kommt der Tag, an dem sich doch noch alles in eine andere Richtung wendet. Nachdem wir auch noch die Kleinstadt Forks besuchen – „Twilight“-Fans werden wissen, um welche Gemeinde es sich handelt, zieht es uns Richtung kanadische Grenze. Wir sind schon beinahe in Kanada, machen aber noch ein letztes Mal an einem Mc Donalds in den Staaten halt – nur, um Mails zu checken, denn Mc Donalds hat oft das beste freie Internet. Die Nachrichten haben es in sich. Wolfgang – ebenfalls ein Reisender, befindet sich in Vancouver, eine Autostunde von uns entfernt und hat schon den ganzen Tag versucht, uns zu erreichen. Im Panamerikana-Forum hatte er meine Anzeige gelesen. Auch dort hatten wir den Schrank angeboten, allerdings ohne große Hoffnung auf Resonanz. Doch die ist nun da! Wolfgang wartet in Vancouver auf seine Familie, gemeinsam soll es durch die Staaten gehen und er ist vorgefahren um das richtige Gefährt zu finden. Noch am selben Abend treffen wir uns. Und nach einigen Tagen, wieder voll der Organisation, hat unser Schränkchen einen neuen Besitzer.

Das war eine schwere und traurige Zeit in Vancouver, ein Wechselbad der Gefühle. Doch wir haben gute Gründe, diesen Weg zu gehen. Einer ist, dass wir unserer Reise noch einmal eine andere Wendung geben wollten. Als Backpacker wollen wir Reisen, noch viel reduzierter als zuvor, aber auch um einiges freier. Viele Pläne, die noch verwirklicht werden sollen, wären mit einem Wohnmobil nicht möglich gewesen.

Noch in Vancouver beziehen wir unser neues Gefährt: einen winzigen Ford Fiesta. Langweilig, unauffällig aber praktisch. Ein Leihwagen für einen Monat, in dem wir an einem Stück gute 3500 Kilometer fahren ohne ständig gegrüßt, angelotzt oder auf das Auto angesprochen zu werden. Eine neue und auch etwas traurige Erfahrung. Alles lassen wir hinter uns: Den LT aber auch den Stress und die Entscheidungen und eine Menge Dinge, die wir Wolfgang und seiner Familie überlassen. Nun sind wir in Alaska! Die Trauer ist weg und wir fühlen uns befreit und wohl auf unserem zweiten, so anderen Teil der Reise. So war der Plan und wir sind glücklich, dass er aufgegangen ist. Was wir hier erleben – davon erzählen wir mehr im kommenden Blog. Dieser Eintrag hatte nicht viel mit Reisen zu tun und ist ein bisschen Konfus. Damit ist er ein Abbild dessen, was wir in den letzten Wochen erlebt haben. Das wird sich nun wieder ändern – die Pläne für Alaska stehen schon!
 

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21. Mai 2013 – Endlich Wald – und was für einer!

Nämlich der, mit den größten Bäumen der Welt. Giant Forest ist der passende Name des Waldes im Sequoia Nationalpark in Kalifornien, den wir, gemeinsam mit dem gleich nebenan liegenden Kings-Canyon Nationalpark besuchen. Gewaltig sind auch die Ausmaße der beiden Parks selbst – alleine 2000 Kilometer Wanderwege durchziehen die wunderschöne Natur, die von 400 – 4000 Höhenmetern alles zu bieten hat – von heißen trockenen Wüsten über satte und von Flüssen durchzogene Wälder bis hin zu alpinen Berglandschaften.

Eine Hauptattraktion, über die auch wir staunen, sind die Riesenmammutbäume und unter ihnen der größte Baum der Welt – der „General Sherman“. Sein Alter wird auf 1900 – 2500 Jahre geschätzt. Seine Krone ist inzwischen gestorben und abgefallen, dennoch ist er, nach dem Volumen gemessen, noch immer der größte Baum der Welt.

Doch auch die anderen Mammutbäume im Sequoia Nationalpark stehen dem einen in nichts nach. Als wir am ersten Tag durch den Park wandern, sind die Bäume aber nicht das Einzig aufregende. Am Vorabend fahren wir spät und in Dunkelheit auf einen der Campgrounds in einem benachbarten National Forest. Wir fragen uns, ob es in der Gegend wohl viele Bären gäbe. Die gleiche Frage stellen wir am nächsten Tag einem Ranger, der uns sagt, dass in der gerade erst begonnenen Sommersaison erst ein Bär entdeckt worden sei – und das ziemlich weit weg.

Doch als wir einen Tag später den Trail durch den Giant Forest laufen, können wir es kaum glauben – unser erster Bär in freier Wildbahn trottet vielleicht dreißig Meter vor uns durch den Wald. Wir sind ganz aufgeregt und ich schieße ein Foto nach dem anderen – doch leider habe ich das richtige Objektiv nicht dabei. So bleibt der Bär, der überhaupt nicht aufgeregt seine Nahrungssuche fortsetzt, nicht nur in der Realität, sondern auch auf dem Foto in weiter Entfernung. Halb so schlimm, näher hätten wir ihn auch gar nicht haben wollen – auch wenn Schwarzbären nicht so gefährlich und aggressiv sein sollen wie Grizzlybären.


Dann, vielleicht eine halbe Stunde später und nach weiterem Staunen über die Riesenbäume: ein zweiter Schwarzbär, eindeutig ein anderer, denn er ist braun. Er ist schon etwas näher, doch läuft recht schnell ins Unterholz, nachdem er uns entdeckt hat. Auch hier bekomme ich nur einige unscharfe Fotos aus der Ferne – aber immerhin: vor dem inneren Auge werden uns die beiden scharf und nah in Erinnerung bleiben.

Es ist kühl an diesem Tag und später wird es auch noch richtig diesig. Schade, denken wir zuerst, als wir uns zu einem anderen schönen Ort im Park aufmachen. Wir besuchen den sogenannten „Moro Rock“, ein domförmiger Granitmonolith, den man über eine steile, in den Fels gehauene Treppe erklimmen kann. Hat man die rund 400 Stufen genommen, wird man oben mit einem tollen Blick auf den Wald und die östlichen Täler des Parks belohnt. Gute Sicht vorausgesetzt. Als wir jedoch dort ankommen – natürlich ist auch dieser Park wieder so groß, dass man um lange Autofahrten nicht herum kommt, ist der Felsen in dichten Nebel gehüllt. Wir gehen dennoch hoch und werden nicht enttäuscht. Eine gruselige und tolle Atmosphäre empfängt uns, die faszinierende Bilder ermöglicht und uns für den fehlenden Weitblick entschädigt.
Noch einige Tage bleiben wir in den beiden Parks und besuchen Wasserfälle, Bäume, durch die man mit dem Auto fahren kann und noch so einiges mehr. Entspannung pur nach unserem Besuch in Las Vegas, welches uns gar nicht so gut gefiel wie erwartet, aber das lag vielleicht auch an uns.

Gut. Um die Neugier zu stillen und lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen, ein Statement zu unserer Zeit in Las Vegas:

Wir möchten nicht darüber sprechen ;o)

Sicher hat Las Vegas einiges zu bieten, doch auf solch einer Reise ist man darauf vielleicht nicht eingestellt. Jedenfalls war es eine der wenigen gesunden Entscheidungen dort, die Stadt, einen Tag früher als geplant, zu verlassen. Bald darauf sind wir schon im Death Valley. Auch ein Nationalpark, doch keiner, in dem man einfach so mal eine ausgedehnte Wanderung unternimmt. Absolute Dürre und Temperaturen um die 47 Grad veranlassen uns, das Tal mit dem Auto zu besichtigen und noch am selben Tag weiter zu fahren. Es ist schon sehr beeindruckend, an einem Tag in einer Wüste mit unerträglich heißen Winden und kaum einem Bewuchs zu stehen und am kommenden Tag die satteste Natur zu sehen, die man sich vorstellen kann.

Nun ja, inzwischen sind wir weiter an die Küste gefahren, haben zwei Tage auf dem sagenumwobenen und traumhaft schön zu fahrenden Highway Number One verbracht und befinden uns nun in Monterey, einer kleinen Stadt kurz vor San Francisco gelegen. Hier bereiten wir einiges vor, was unsere Reise bald verändern soll, davon vielleicht mehr im nächsten Blog. Auf San Francisco freuen wir uns ganz außerordentlich, doch zuvor geht es noch einmal zurück in die Natur. Nächste Ziele sind der Yosemite-Nationalpark, der Mono Lake, einige schöne Hotsprings, in denen man nackt und alleine baden kann und die Geisterstadt Bodie. Ach, es gibt noch viel zu sehen und falls sich jemand fragt, ob wir inzwischen noch alles verarbeiten können? Ja! Und ob wir Reisemüde sind? Auf keinen Fall! So viel dazu und bis bald ;o)

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14. Mai 2013 – Der Grand Canyon und andere Kleinigkeiten

Endlich einmal wieder ein bisschen laufen! Im Grand Canyon bekommen wir nach nur zwei Tagen Wartezeit ein Permit zur Übernachtung auf dem Campground „Indian Garden“. Wir laufen den Bright Angel Trail, ein Trail am Südrand des Canyons. Rund 1300 Meter Höhenunterschied sind es vom Trailhead bis zum Colorado, den wir an diesem Tag noch besuchen werden. Die Temperaturunterschiede sind hoch – oben im Park ist es frisch und frühlingshaft, fast etwas zu kühl für ein T-Shirt, unten im Canyon steigen die Temperaturen dagegen auch jetzt schon auf bis zu 40 Grad an. Und oben ist die Luft viel dünner als unten. Als wir in den Grand Canyon absteigen ist das natürlich kein Problem. Hinunter ist zwar auch anstrengend, aber die Luft wird immer Sauerstoffreicher und wir kommen noch immer einigermaßen frisch in Indian Garden an. Rund acht Kilometer sind das, für einen Abstieg also nicht sonderlich weit. Daher beschließen wir nach einer Pause und dem Aufbau des Zeltes, gleich auch noch die fünf Kilometer bis zum Colorado zu laufen.

Wir kommen recht spät los, was den Vorteil hat, dass wir den Fluss und den kleinen Strand unten in der Schlucht ganz für uns alleine haben. Auf dem Weg dorthin sehen wir nicht nur die tolle Natur und die großartige Kulisse des Canyons, sondern auch unsere erste richtige Schlange – eine Klapperschlange. Sie lässt ein kurzes Foto zu und verschwindet dann schleunigst unter dem nächsten Felsbrocken. Unten angekommen, genießen wir den Canyon und den Colorado, der uns, im Gegensatz zum Rio Grande, wirklich groß vorkommt. Schnell fließt das Wasser und es ist saukalt, in nächster Nähe sieht man Stromschellen. Es wird ausdrücklich davor gewarnt, im Fluss baden zu gehen, wir hatten dennoch ein bisschen gehofft. Doch wir sehen schnell ein, dass es wirklich lebensmüde wäre in den verlockend grün leuchtenden Fluten ein Bad zu nehmen. Aber immerhin - unsere Füße können wir ins Wasser stecken und auch ein bisschen darin herumlaufen.
Nach dem Aufstieg zum Indian Garden und damit zu unserem Zelt sind wir beide dann doch einigermaßen geschafft. Köstelich, die eine Dose Bier, die wir uns jeder mitgenommen haben. Anschließend gibt es eine ebenso leckere Dose gebackener Bohnen. Kalt, versteht sich, den Kocher hatten wir gar nicht erst eingepackt.

Am nächsten Tag geht es stur bergauf, 8 Kilometer zurück zum Trailhead, von wo aus wir gestartet waren. Das ist dann doch ganz schön anstrengend, die Kilometer vom Vortag machen sich bemerkbar und die dünner werdende Luft. Riesige Blasen an den Füßen, zwei Tage Entengang, bedingt durch starken Muskelkater, doch wir freuen uns riesig, uns endlich wieder einmal richtig bewegt zu haben. Und obgleich der Aufstiegt nicht ohne ist, fahren wir noch am selben Tag, man sollte es nicht glauben, nach Las Vegas! Verrückt!

Wunderschön war es im Nationalpark und wir konnten dort sogar etwas erledigen, was ich seit Wochen und Monaten vor mir hergeschoben hatte. Ausgerechnet im Grand Canyon Nationalpark finde ich eine Klinik. Als wir dann noch auf unser Permit warten müssen, nutze ich die Zeit und lasse endlich meine Schulter untersuchen. Ich hatte sie mir vor mehr als drei Monaten in Peru im Pazifik verletzt und noch immer ist nicht alles wieder in Ordnung. Der Service in der Klinik ist hervorragend. Nach dem Röntgen und einigen Untersuchungen sagt mir der Arzt, dass kein Schaden festzustellen sei und bittet mich zu warten. Nach ein paar Minuten ist er in Begleitung eines Physiotherapeuten, der weitere Untersuchungen macht und schließlich einen Riss oder Anriss einer der winzigen Muskeln innerhalb der Schulter diagnostiziert. Doch die gute Nachricht: seiner Meinung nach könnte ich die Reise fortsetzen und müsste nicht zurück nach Deutschland, um mich operieren zu lassen. Ich zahle in bar und bin zufrieden. Die Beratung und der Service waren top und kosten am Ende nicht einmal 150 Euro. Am kommenden Morgen zeigt mir der Therapeut sogar noch eine Stunde mehrere Übungen zur Kräftigung der Schulter. Er zeichnet die Übungen auf und macht sie vor und zeigt uns am Ende noch einige schöne Ecken des Nationalparkt auf einer Karte. Zahlen mussten wir für diesen Service überhaupt nichts.

Und dann gab es ja auch noch eine Zeit zwischen den Carlsbad Caverns und dem Grand Canyon. Nach den Höhlen fuhren wir weiter nach Roswell, einer Kleinstadt, die durch das sogenannten UFO-Ereignis weltberühmt wurde. Im Sommer 1947 soll dort eine fliegende Untertasse abgestürzt sein. Noch heute lebt die Stadt von diesem Mythos, überall sieht man Aliens, sogar auf den Straßenlaternen prangen die Augen der Außerirdischen. Ich musste in Roswell allerdings etwas für meine ehemalige Firma erledigen. Zu diesem Zweck schlossen wir uns vier Tage in einem Hotelzimmer ein und sahen in dieser Zeit von Roswell nur einige Fast-Food-Läden.

Faszinierender waren dann doch die Orte, die wir, sozusagen im „Vorbeifahren“ besuchten. Das White Sands National Monument zum Beispiel, ein Naturschutzgebiet in New Mexiko. White Sands ist ein rund 700 Quadratkilometer großes Gipsfeld, auf dem sich riesige Dünen aus feinem, weißem Sand gebildet haben.

Oder auch die „Bisti Wildernes“, eine Mondlandschaft, mit eigentümlichen und skurrilen Gebilden aus Schlamm und Fels.

Und natürlich die National Monument Valley in Utah. Schon ganz in der Nähe des Grand Canyon und einfach anzuschauen, weil nur mit dem Auto befahrbar. Noch einmal ein echter Abstecher in den Wilden Westen!

Geschrieben wurde dieser Blogeintrag übrigens in einem Bett im 22. Stock des schönen Hotel LVH in Las Vegas. LVH ist die Abkürzung  für Las Vegas Hilton, man gönnt sich ja sonst nichts! Aber nein, wir sind noch immer sparsam. Das Hotel ist längst an einen anderen Besitzer verkauft und eines der günstigsten am Platz. Dennoch, ein bisschen des alten Hilton-Charmes ist noch immer zu spüren und den günstigen Zimmerpreis holen die Hoteliers über die Casinos wieder rein. Wir hatten es versucht, aber es war unmöglich, hier in Las Vegas auf einem Campground oder auch nur auf dem Wall Mart Parkplatz zu stehen. Nicht weil es nicht möglich wäre. Es ist die Hitze. Wir sind zwar schon einiges gewohnt, doch mehrere Tage in einer Stadt bei bis zu 45 Grad im Schrank, das ist heftig. Wir hatten also die Wahl: weiterfahren oder die Flucht ins Hotel. Wir haben uns für zwei Tage Vegas entschieden – und so kommt ihr schließlich auch zum neuen Blogeintrag. So, Schluss für heute, ich muss zurück an den Slot :o).
 

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09. Mai 2013 – Von gleißender Sonne und ewiger Dunkelheit

"Wo der Regenbogen auf den Regen wartet, der große Fluss in Stein gefangen ist, das Wasser bergauf strömt und die Berge in der Luft zerfließen, außer in der Nacht, wenn sie sich auf den Weg machen, um mit anderen Bergen zu spielen." Dies ist das Zitat eines unbekannten Reisenden über den Big Bend Nationalpark, ganz im Westen von Texas, wo die Einsamkeit selten einmal von einem verschlafenen Dörfchen unterbrochen wird. Sina hatte den Wunsch, dort einmal „vorbei zu schauen“. Hätten wir vorher genauer recherchiert, wie beeindruckend der Park sein würde, wir wären sicher länger geblieben. Doch ich hatte bald einen kleinen Job zu erledigen, wofür ich dringend Internet brauchte und so blieben uns nur zwei Nächte und ein voller Tag im Big Bend.

Jede Stunde dort hat sich gelohnt. Schon bei der Fahrt durch Texas auf dem Weg zum Big Bend fühlen wir uns wie im Wilden Westen und vermuten hinter jeder Biegung einen Treck zu sehen oder ein paar Cowboys, eine Herde Rinder vor sich hertreibend. Doch der Big Bend ist noch um einiges imposanter und riesengroß, so wie das ganze Land Drumherum. Gleich am ersten Visitor-Center lernen wir einen netten Typen, Brian,  aus Kalifornien kennen und treffen ihn rund eine Stunde später wieder. Wir waren zu einem Campground im Park gefahren, schön gelegen in einem tiefen Tal. Ja, fahren muss man in dieser Gegend auch im Nationalpark, die Strecken sind einfach zu groß und zu Fuß nicht zu schaffen. Wir ergattern den letzten Platz auf dem Campground, der nur eine bestimmte Anzahl von Campern und Zelten fasst. Glück gehabt. Und etwas später sehen wir unseren Kalifornier wieder – auch er ist auf der Suche nach einem Stellplatz. Wir bieten ihm an, sich einfach zu uns zu stellen und haben so am Abend beim Grillen schöne Musik, denn er hat eine Gitarre dabei. Brian ist eine Art Aussteiger, 26, wohnt in seinem Auto und schläft unter freiem Himmel im Schlafsack.

Am nächsten Tag fahren wir den Park besichtigen. Natürlich fahren wir nicht nur. Es dauert ca. eine Stunde, dann sind wir am Rio Grande, wo wir einen kleinen Trail am Fluss Richtung eines schönen Canyons laufen. Spannend – wir sehen auf der Gegenüberliegenden Seite des Flusses, der leicht zu durchlaufen wäre, Mexico. Doch ein Grenzübertritt ist natürlich streng verboten. Ein Sänger sitzt auf der mexikanischen Seite und singt uns ein Lied, als wir in seine Sichtweite kommen. Er bittet um eine Spende, doch wir haben kein Geld dabei. Später beobachten wir dann, wie er seelenruhig den Fluss überquert, die Dose für seine Spenden auf US-Seite prüft und sich dann wieder auf den Weg nach Mexiko macht. So viel zu verschärften Grenzkontrollen in den USA.

Dann geht es auf die eigentliche Wanderung an diesem Tag. Wir wollen drei Stunden durch die Landschaft bis zu einem anderen Teil des Rio Grande laufen, wo es heiße Quellen geben soll. Drei Liter Wasser nehmen wir mit und eine Dose gebackene Bohnen mit braunem Zucker und Speck, eine landestypische Speise  ;o).

Frohen Mutes und immer laut redend oder singend, laufen wir los. Laut sein, dass ist sinnvoll, weil wir uns in einem Bärengebiet aufhalten und man sich so verhalten soll, damit sich die Tiere nicht erschrecken, wenn man plötzlich vor ihnen steht und der Bär es vorher nicht gehört hat. Allerdings könnte ich Wetten abschließen, das sich jemand anders dann mehr erschrecken würde und das wäre nicht der Bär. Alles ist schön, wir machen Fotos und freuen uns der Natur. Doch obgleich wir inzwischen ja schon einige Trails gelaufen sind unterschätzen wir bei diesem eines: Die Hitze. Ist es anfangs noch windig und kühl, so schläft der Wind schließlich völlig ein und wir laufen unter praller Sonne. Wir haben genügend Wasser und Kopfbedeckungen mitgenommen, trotzdem kommen wir einigermaßen fertig bei den Quellen und dem Rio Grande an. Wir freuen uns riesig auf eine Abkühlung im Fluss. Doch zu früh gefreut: der Rio Grande, an manchen Stellen eher ein Bach, ist ebenso warm wie die heißen Quellen. Und wir stellen noch eines fest: Dicke Bohnen essen, wenn noch ein Rückweg ansteht, ist nicht gut. Die anderthalb Stunden zurück sind eine Tortur, der Bohnen und der Hitze wegen. Doch richtig schlimm wird es , als wir nur noch gut 20 Minuten vom Auto entfernt sind. Sina bekommt derartige Krämpfe in der Wade und in den Füßen, dass an ein weiterlaufen nicht zu denken ist. Einige Zeit sitzen wir so auf einem Felsplato, immer wieder setzen die Krämpfe ein und in der restlichen Zeit massiere ich. Immerhin, das Wetter hat ein Einsehen. Die Sonne verschwindet hinter Wolken aus denen es bald anfängt zu Regnen. Eine herrliche Erfrischung und bald darauf geht es auch wieder mit dem Laufen. Noch Tage danach hat Sina Schmerzen in der Wade, so schwer waren die Krämpfe. Doch wir haben wieder etwas gelernt, nun Magnesium in unserer Apotheke und das Wissen, dass Sonne auch bei Wind nicht zu unterschätzen ist. Die meisten Wanderungen haben wir bisher in Patagonien und anderen kühleren Gefilden absolviert, da fiel die Sonne nie sehr ins Gewicht. Dennoch, wie immer, es hat sich trotzdem gelohnt! Der Regen wird übrigens noch so stark, dass der Rio Grande tatsächlich zu einem großen Fluss anschwillt. Auf der Rückfahrt zum Campground fahren wir durch so tiefes Wasser, welches über die Straße läuft, dass ich erwarte, es bald unter den Türen durchschwappen zu sehen. Brian, der noch am Abend die heißen Quellen besucht, man kann diese auch mit dem Auto erreichen, berichtet uns später, es seien keine Quellen mehr dagewesen. Der Fluss hatte alles überspült.

Nach einer weiteren Nacht verabschieden wir uns von Brian und fahren weiter. Nächster Halt: Carlsbad, New Mexico. Auch dort wandern wir gute drei Stunden und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel. Und doch haben wir am Ende fast kein Wasser verbraucht, fühlen und frisch und ausgeruht. Denn wir wandern nicht an der Erdoberfläche. Hinein geht es in die Carlsbad Caverns, eine der größten und schönsten Tropfsteinhöhlen der Welt mit konstanten 13 Grad. Der Nationalpark umfasst rund 75 Kalksteinhöhlen, 230 Meter tief unter der Erde, mit einer Gesamtausdehnung von über 64 Kilometern. Und es werden noch immer neue Höhlen gefunden. Wahnsinn! Natürlich ist nur ein kleiner Teil davon zu besichtigen. Wir betreten die Höhlen durch den natürlich Eingang, durch den abends abertausende Fledermäuse hinausfliegen um Nahrung zu suchen. Stück für Stück geht es weiter hinab in die dezent beleuchteten Höhlen und es wird immer unglaublicher. Halb unten angekommen, sehen wir das Licht in einer langen Höhle verschwinden – dort haben Besucher keinen Zutritt. Noch Kilometerweit geht es in diese Richtung weiter und würde man dorthin gelangen, käme man zum Schlafraum der Fledermäuse. Bis zu 300.000 hängen dort von der Decke, im ewigen Dunkel, eine gruselige Vorstellung. Wir wenden uns ab und gehen in die andere Richtung, immer auf dem schönen Pfad, der für die Touristen angelegt wurde. Man stellt sich vor, wie wohl die ersten Besucher in die Höhlen kamen, ohne Licht und ohne Stege. Aufregend. Von den Farben, den Formen und den riesigen Dimensionen sind wir fast erschlagen. Die Decken der Hallen sind unbeschreiblich hoch. Überall wo man hinsieht, ob im ganz Großen oder im ganz Kleinen, Filigranen, gibt es ganze Märchenwelten zu entdecken. Immer wieder sehen wir, abseits von unserem sicheren Pfad, Gänge, Flure und große Tunnel im Dunkeln verschwinden. Was für ein Gefühl. Ich bin einmal durch einen gesunkenen Frachter getaucht. Man musste einer roten Leine folgen, abzubiegen war streng verboten und wär wahrscheinlich auch keine gute Idee gewesen. Doch links und rechts sah man die offenen Türen, Schotten und dunkle Gänge, die ins Innere des Schiffs führten. Ein Gänsehautgefühl – ich hatte es damals im Frachter und nun wieder in den Höhlen. Man kann es nicht beschreiben und auch die Bilder können den Eindruck dieser Höhlen nur schwach wiedergeben. Auf einigen Fotos sind, mit ein wenig Suchen, Menschen zu erkennen. Auf diesen Aufnahmen sind die gewaltigen Ausmaße vielleicht zu erahnen.

Rund drei Stunden später sind wir im „Big Room“ angelangt, dem Ende unserer Tour. Hinauf geht es in einem Fahrstuhl in rund anderthalb Minuten an die Erdoberfläche. Auch ein beeindruckendes Erlebnis aus dieser surrealen Höhlenwelt so schnell wieder in eine moderne Halle mit Ticketschaltern und Informationsständen katapultiert zu werden.

Die Carlsbad Caverns waren das bisher beeindruckteste Erlebnis für uns in den USA, welches abends noch im Amphitheater des Parks getoppt wird. Wir besuchen einen Vortrag, an dessen Ende die Fledermäuse, pünktlich auf die Minute, aus der Höhle fliegen um auf Nahrungssuche zu gehen. Davon gibt es keine Fotos, denn jegliche elektronischen Geräte sind untersagt, um die Sinnesorgane der Tiere nicht zu stören. Wir sind erschöpft und glücklich und schaffen es gerade noch auf den nächsten Wallmart-Parkplatz zum schlafen.

Zurzeit schlafen wir allerdings an einem schöneren Ort – einem Campground im Grand Canyon Nationalpark. Für Übermorgen konnten wir ein Permit für einen 2-3-Tagestrail ergattern, dann wird auch endlich mal wieder das Zelt aufgebaut. Davon beim nächsten Mal mehr…

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27. April 2013 – Durch die Staaten der USA

Viele Grüße aus unserem Wohnzimmer, wo ich am Tisch sitze und von unseren ersten Eindrücken auf unserer Reise in den Staaten berichte. Vorn sitzt Sina und fährt uns über die Interstate 10 durch Texas. 200 Kilometer Sina und 200 Kilometer ich – so hangeln wir uns von Staat zu Staat um den Südwesten zu erreichen. In Louisiana, in Mississippi, in Alabama und in Florida, alles Staaten, die bereits hinter uns liegen,  könnte man jederzeit vom Highway abfahren um Interessantes zu sehen, doch unsere Zeit ist knapp. Wir hatten uns gegen Visa entschieden und so bleiben uns mit ESTA nur 90 Tage. Später, nachdem wir in Kanada waren, werden wir versuchen, für weitere 90 Tage einzureisen.

Eine Aufregende Erfahrung war es, nach knapp acht Monaten von Südamerika in die USA zu reisen. Das beginnt schon am Check-in in Cartagena, Kolumbien. Die Ausreise nach Miami wird uns verweigert. Zwingend erforderlich ist ein Rück- oder Weiterflugticket erklärt uns der Mitarbeiter hinter dem Schalter der Spirit-Airline. Uns wird heiß und kalt, am Schalter abgewiesen zu werden, ist keine schöne Angelegenheit. Wieso es dann möglich sei, ein one-way-Ticket zu buchen fragen wir und versuchen zu erklären, dass wir mit dem Auto nach Kanada weiterreisen werden und dafür kein Flugticket benötigen. Doch es nützt nichts. Langsam sehen wir ein, dass wir ein Ticket buchen werden müssen um endlich in die Staaten zu kommen. Glücklicher Weise ist es möglich, noch am Schalter zu buchen und wir erhalten Tickets für einen Rückflug Miami-Cartagena, von dem wir wissen, dass wir es niemals nutzen werden. Ich frage, ob es möglich sei, in den USA zu stornieren. Der Mitarbeiter ruft eine andere Dame. Sie sagt, dies sei möglich und schreibt etwas auf. Einige Zeit später, beim Boarding, wird dann plötzlich Sinas Ticketnummer notiert. Unsere Paranoia ist perfekt. Einreise in die USA – da kann einiges schiefgehen. Wir hörten von Reisenden, deren Auto im Hafen der Staaten stand, während für sie selbst die Einreise verweigert wurde. Ein Horror! Vor allem ich sitze voller Angst im Flieger und sehe uns schon auf dem Rückweg nach Cartagena oder Deutschland, noch am gleichen Tag. Sicher haben die Mitarbeiter der Airline die Grenzbeamten in Florida schon informiert, denken wir uns. „Uns wurde mitgeteilt, sie haben vor ihr Ticket zur Ausreise zu stornieren“, sagt der Grenzbeamte in Miami, stelle ich mir vor. „Wir glauben, sie wollen überhaupt nicht mehr Ausreisen, daher lassen wir sie gar nicht erst hinein“, sagt er dann, stelle ich mir vor. Mir wird ganz schlecht – in solchen Dingen eine kleine Paranoia aufzubauen, da bin ich ganz gut drin!

Zurück in die Realität. „Wie lange möchten sie bleiben“, fragt uns einige Stunden später der Grenzbeamte nach einer wirklich kurzen Wartezeit am Airport Miami. „90 Tage“ geben wir  zurück. Der Beamte erwacht aus seiner Trance und blickt auf. „Das ist eine lange Zeit. Ich sehe sie nie wieder, deswegen ist es mir egal, aber achten sie darauf, dass sie wirklich rechtzeitig ausreisen, sonst haben sie ihr Leben lang ein Problem, noch einmal zu uns zu kommen“, sagt er zu uns. Finger auflegen, ein Foto, der Stempel knallt und alles ist gut. Die ganzen Sorgen – umsonst. Ebenso wie unsere Tickets, die ich noch am gleichen Tag kostenlos über das Internet storniere.

Der Unterschied von Süd- zu Nordamerika ist ein kleiner Kulturschock. Gar nicht mal so sehr aufgrund der Sprache, auch wenn wir uns freuen, nun in Englisch leicht kommunizieren zu können. Auch nicht, weil plötzlich kaum noch Müll zu sehen ist oder alle mit Licht und normalem Blinkverhalten fahren und sich innerhalb ihrer Fahrspuren bewegen. Beim ersten Toilettengang in den Staaten werfe ich das Toilettenpapier glatt neben das Klo, in Erwartung eines Eimers. Aber nein: hier darf es wieder IN die Toilette. Als dann auch noch die Spülung einwandfrei funktioniert, bin ich vollends platt. Oder das alles so viel Größer und mehr ist. In unserem ersten Supermarkt sind wir schlicht überfordert und wünschen uns zurück in einen Almacen in Bolivien, eine Art Südamerikanischer Tante-Emma-Laden. Am meisten zu spüren ist aber eine Art  Gefühl von Freiheit, welches wir schon am ersten Abend in der Bar am Hotel erleben. Es ist Karaoke-Abend und wir gehen unter in der Menge. Unsere Zeit in Südamerika war eine der besten unseres Lebens, es hat uns riesig gefallen. Doch wir hatten ständig das Gefühl, etwas Exotisches zu sein, vor allem ging es Sina so, die ja selbst für deutsche Verhältnisse groß  gewachsen, dazu noch blond und ziemlich hübsch ist. Das zieht die Blicke an und es gibt auch öfter mal einen Spruch, mal mehr, mal weniger freundlich. Auf Dauer ist das einigermaßen anstrengend, man wünscht sich, einer unter vielen zu sein. Genau so geht es uns nun in der Bar. Wir sitzen am Tisch und ich bin tatsächlich kurz davor „In the Ghetto“ von Elvis zum Besten zu geben, eines von zwei Karaoke-Titeln, die ich aus dem FF beherrsche. Den anderen, „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens, hatten sie nicht im Programm. Schlussendlich bin ich am ersten Abend doch nicht mutig genug, doch Sina und ich schwören uns, dies nachzuholen.

In Miami warten wir auf unseren Schrank und müssen Zollformalitäten erledigen – mit viel Zeit zwischendurch, die Stadt zu besichtigen.  Downtown, Miami Beach und einige Außenbezirke, alles schöne Orte, die uns allerdings nur schwer ablenken können, wir wollen endlich aufbrechen. Endlich dann steht er da, unser Schrank, alles ist erledigt und wir können los. Wir können kaum glauben, dass der Verschiffungsstress nun vorbei sein soll und wir in die Staaten entlassen werden. Aufgeregt verbringen wir die letzte Nacht im Hotel, verabschieden uns von Rita und Beat und fahren los.

Wir fahren viel – die Distanzen sind hier anders als in good old Germany. Täglich reißen wir 500 – 600 Kilometer, um schnell nach New Mexico zu kommen, der Staat, in dem wir unsere USA-Tour richtig beginnen wollten. Aber alles ausgelassen haben wir bisher dennoch nicht. Die Everglades haben wir besichtigt, drei Stunden mit dem Fahrrad durch den Nationalpark. Herrlich. Wir besuchten New Orleans mit seinem French Quarter und dem Flair von Voodoo und Jazz. Und nicht zu vergessen, die Fahrt über die Interstate, auch ein Abenteuer für sich. Gerade jetzt fährt Sina durch San Antonio, eine Großstadt im Süden von Texas. Highways unter, über und um uns herum und eine beeindruckende Skyline. Anschließend werden wir auf die Landstraße abbiegen – die 90 soll uns in den Big Bend Nationalpark bringen, eine großartige Landschaft nach Westernart erwartet uns dort, direkt am Rio Grande gelegen.

Bisher gefällt es uns unglaublich gut in den Staaten, alles ist herrlich unkompliziert und für Reisende mit Wohnmobil ist hier an jeder Ecke gesorgt, auch wenn die hiesigen Gefährte eher die Größe von Reisebussen haben, an die meist noch ein normaler PKW gehängt wird. Wir freuen uns riesig, hier zu sein und auf die Dinge, die wir erleben werden. Seid dabei!

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